Diese Woche war unter anderem geprägt von Conduction Workshops an den Universitäten von Medellín.
Unser Wochenstart in Medellín bot uns zweimal ein
Zusammentreffen mit Studierenden der hiesigen Universitäten. Am Montag waren
wir zu besuch in der privaten Universität EAFIT
, in welcher die Sprösslinge gut
betuchter Familien studieren. Leider war das ganze nicht sehr gut organisiert,
wir haben dem Dirigenten schon vor Monaten die Noten und Aufnahmen der Stücke
die wir mit dem Ensemble aufführen wollten geschickt. Dies ist aber irgendwie
untergegangen, der Dirigent hat sich einige Tage vor unserem Besuch gemeldet,
er werde den Workshop nicht dirigieren, unsere Komponisten müssen das selbst
tun. Als wir in der Uni ankamen, wurde klar, dass die Studierenden erst am
Freitag auf den Workshop aufmerksam gemacht wurden und erst da die Noten
erhalten haben. Und der Verantwortliche für den Anlass sagte uns, sie hätten
keine Werbung gemacht, das Konzert am Abend könne nicht stattfinden. Wir waren
verständlicherweise ein bisschen frustriert, gaben uns aber alle Mühe den
Anlass trotzdem zu einem guten Erlebnis für die Studenten zu machen. Phillipp
Z’Rotz und Sebastian Rozo dirigierten ihre beiden Stücke, und wir lehrten den
Studenten mit welchen Zeichen wir unsere Conductings steuern. Um Zuhörer ins
Konzert am Abend zu locken, machten wir eine Parade durch das
Universitätsgelände und machten Werbung. Schlussendlich konnten wir am Abend
trotz allem ein Konzert vor gut 70 Leuten spielen, im ersten Set in welchem auch
die Studenten mitspielten, machten Samuel Blatter und Sebastian Rozo je ein
Conducting und wir führten die Stücke „Islands“ und „Joricamba“ auf. Im
zweiten Set spielte das Fischermanns Orchestra seine Stücke.
Auf der Bühne zusammen mit den Studenten der Universidad EAFIT
Am Dienstag waren wir zu Gast in der öffentlichen
Universität Antioquia (Antioquia ist der Name der Region in der Medellín
liegt). Hier fühlten wir uns viel wohler und auch willkommener. Wenn das
Gelände am Vortag piekfein herausgeputzt war und uns wie eine abgeschlossene und
surreale Welt vorkam, fühlte sich das hier echt und ungekünstelt an. Die
Studenten waren auch richtig interessiert an uns und unserer Musik. Wir machten
mit ihnen einen dreistündigen Workshop zum Thema "Conductings" in welchem auch Studenten
die Gelegenheit hatten, die Band zu Dirigieren. Am Abend spielten wir auch
wieder im Auditorium der Universität, diesmal ein Fischermanns Konzert vor
knapp 250 Leuten. Schön an den Konzerten in diesen Auditorien war auch, dass
unsere Malerin Ani Leidner richtig gut zur Geltung kam, weil diese Räum auch
Platz für ihre Projektionen boten.
Am Mittwoch machten wir ein bisschen Sight Seeing. Wir
logieren hier in einem Haus, welches ca. 1000m über Medellín liegt. Statt dass
wir wie üblich mit dem Bus in die Stadt fuhren, nahmen wir diesmal die Seilbahn
vom Parque Arví aus Richtung Santo Domingo. Santo Domingo ist ein ärmeres
Viertel von Medellín, welches dank einer Seilbahn, die vor einigen Jahren gebaut
wurde, nun an das Metronetz der Stadt angebunden ist. Zusammen mit dem Bau der Biblioteca España – eine Einrichtung
die von der Köningin von Spanien initiiert und finanziert wurde – trug diese
Anbindung ans ÖV-Netz dazu bei, dass die Kriminalität merklich zurückgegangen
ist. Am frühen Abend spielten wir eine weitere Street Session im Parque de los Deseos. Da es ein Feiertag war, gab es sehr viele Leute auf diesem Platz mitten
in der Stadt, und der Zuschauerzuspruch war dementsprechend gross. Wir hatten sehr
viel Spass, solche Street Sessions bieten immer wieder die Gelegenheit mit der
Bevölkerung direkt in Kontakt zu treten. Diejenigen unter uns, die Spanisch
sprechen (und es werden immer mehr) führten danach mit viele Leuten Gespräche und
dienten (vornehmlich den jungen Frauen) als beliebtes Fotosujet. Sich mit uns zusammen
abzulichten scheint hier viel beliebter zu sein als in Europa, praktisch
nach jedem Konzert wollen die Leute Fotos mit uns zusammen machen. Nennenswert
war auch der Einsatz unseres Trompeters Samuel Blättler, er konnte wegen einer
Verletzung an der Lippe nicht mitspielen, stand jedoch während dem ganzen
Konzert als Fahnenträger absolut regungslos hinter der Band bis zum
allerletzten Ton des Konzertes. Für ihn war das sicher das strengste Konzert
der Tour.
Gestern
Donnerstag spielten wir in Rionegro im Auditorio Centro Cultural. Rio Negro
ist eine Nachbarsgemeinde von Medellín mit über 100'000 Einwohnern, in welchem
auch der internationale Flughafen der Stadt liegt. Der Kulturbeauftragte der
Gemeinde bemühte sich stark um uns, und wir freuten uns da zu spielen. Das
Auditorio Centro Cultural bietet 250 Leuten Platz und war für unser Konzert gut
gefüllt. Wir spielten ein 90 minütiges Konzert, welches beim Publikum sehr gut
ankam und wir wurden mit Standing Ovations verabschiedet. Zu unserer Belustigung
kam der Kulturbeauftragte während des Konzertes immer wieder auf die Bühne, um
sich selbst in Szene zu setzen, einmal für eine ausgedehnte Aussprache, einmal
um uns allen die Hand zu Schütteln, einmal um für Fotos zu posieren.
Offensichtlich war unser Auftritt auch Teil seines Wahlkampfprogrammes.
So toll, Eure Tournée mit all den Konzerten, Kontakten, kulturellen und musikalischen Austauschen! Richtig spannend, Euch mitzuverfolgen!
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