Freitag, 9. August 2013

Medellín und Umgebung


Diese Woche war unter anderem geprägt von Conduction Workshops an den Universitäten von Medellín.


Unser Wochenstart in Medellín bot uns zweimal ein Zusammentreffen mit Studierenden der hiesigen Universitäten. Am Montag waren wir zu besuch in der privaten Universität EAFIT
, in welcher die Sprösslinge gut betuchter Familien studieren. Leider war das ganze nicht sehr gut organisiert, wir haben dem Dirigenten schon vor Monaten die Noten und Aufnahmen der Stücke die wir mit dem Ensemble aufführen wollten geschickt. Dies ist aber irgendwie untergegangen, der Dirigent hat sich einige Tage vor unserem Besuch gemeldet, er werde den Workshop nicht dirigieren, unsere Komponisten müssen das selbst tun. Als wir in der Uni ankamen, wurde klar, dass die Studierenden erst am Freitag auf den Workshop aufmerksam gemacht wurden und erst da die Noten erhalten haben. Und der Verantwortliche für den Anlass sagte uns, sie hätten keine Werbung gemacht, das Konzert am Abend könne nicht stattfinden. Wir waren verständlicherweise ein bisschen frustriert, gaben uns aber alle Mühe den Anlass trotzdem zu einem guten Erlebnis für die Studenten zu machen. Phillipp Z’Rotz und Sebastian Rozo dirigierten ihre beiden Stücke, und wir lehrten den Studenten mit welchen Zeichen wir unsere Conductings steuern. Um Zuhörer ins Konzert am Abend zu locken, machten wir eine Parade durch das Universitätsgelände und machten Werbung. Schlussendlich konnten wir am Abend trotz allem ein Konzert vor gut 70 Leuten spielen, im ersten Set in welchem auch die Studenten mitspielten, machten Samuel Blatter und Sebastian Rozo je ein Conducting und wir führten die Stücke „Islands“ und „Joricamba“ auf. Im zweiten Set spielte das Fischermanns Orchestra seine Stücke.


Auf der Bühne zusammen mit den Studenten der Universidad EAFIT

Am Dienstag waren wir zu Gast in der öffentlichen Universität Antioquia (Antioquia ist der Name der Region in der Medellín liegt). Hier fühlten wir uns viel wohler und auch willkommener. Wenn das Gelände am Vortag piekfein herausgeputzt war und uns wie eine abgeschlossene und surreale Welt vorkam, fühlte sich das hier echt und ungekünstelt an. Die Studenten waren auch richtig interessiert an uns und unserer Musik. Wir machten mit ihnen einen dreistündigen Workshop zum Thema "Conductings" in welchem auch Studenten die Gelegenheit hatten, die Band zu Dirigieren. Am Abend spielten wir auch wieder im Auditorium der Universität, diesmal ein Fischermanns Konzert vor knapp 250 Leuten. Schön an den Konzerten in diesen Auditorien war auch, dass unsere Malerin Ani Leidner richtig gut zur Geltung kam, weil diese Räum auch Platz für ihre Projektionen boten.

Am Mittwoch machten wir ein bisschen Sight Seeing. Wir logieren hier in einem Haus, welches ca. 1000m über Medellín liegt. Statt dass wir wie üblich mit dem Bus in die Stadt fuhren, nahmen wir diesmal die Seilbahn vom Parque Arví aus Richtung Santo Domingo. Santo Domingo ist ein ärmeres Viertel von Medellín, welches dank einer Seilbahn, die vor einigen Jahren gebaut wurde, nun an das Metronetz der Stadt angebunden ist. Zusammen mit dem Bau der Biblioteca España – eine Einrichtung die von der Köningin von Spanien initiiert und finanziert wurde – trug diese Anbindung ans ÖV-Netz dazu bei, dass die Kriminalität merklich zurückgegangen ist. Am frühen Abend spielten wir eine weitere Street Session im Parque de los Deseos. Da es ein Feiertag war, gab es sehr viele Leute auf diesem Platz mitten in der Stadt, und der Zuschauerzuspruch war dementsprechend gross. Wir hatten sehr viel Spass, solche Street Sessions bieten immer wieder die Gelegenheit mit der Bevölkerung direkt in Kontakt zu treten. Diejenigen unter uns, die Spanisch sprechen (und es werden immer mehr) führten danach mit viele Leuten Gespräche und dienten (vornehmlich den jungen Frauen) als beliebtes Fotosujet. Sich mit uns zusammen abzulichten scheint hier viel beliebter zu sein als in Europa, praktisch nach jedem Konzert wollen die Leute Fotos mit uns zusammen machen. Nennenswert war auch der Einsatz unseres Trompeters Samuel Blättler, er konnte wegen einer Verletzung an der Lippe nicht mitspielen, stand jedoch während dem ganzen Konzert als Fahnenträger absolut regungslos hinter der Band bis zum allerletzten Ton des Konzertes. Für ihn war das sicher das strengste Konzert der Tour.


Das Orchestra vor dem Stadtteil Santo Domingo, Medellín

Gestern Donnerstag spielten wir in Rionegro im Auditorio Centro Cultural. Rio Negro ist eine Nachbarsgemeinde von Medellín mit über 100'000 Einwohnern, in welchem auch der internationale Flughafen der Stadt liegt. Der Kulturbeauftragte der Gemeinde bemühte sich stark um uns, und wir freuten uns da zu spielen. Das Auditorio Centro Cultural bietet 250 Leuten Platz und war für unser Konzert gut gefüllt. Wir spielten ein 90 minütiges Konzert, welches beim Publikum sehr gut ankam und wir wurden mit Standing Ovations verabschiedet. Zu unserer Belustigung kam der Kulturbeauftragte während des Konzertes immer wieder auf die Bühne, um sich selbst in Szene zu setzen, einmal für eine ausgedehnte Aussprache, einmal um uns allen die Hand zu Schütteln, einmal um für Fotos zu posieren. Offensichtlich war unser Auftritt auch Teil seines Wahlkampfprogrammes. 


1 Kommentar:

  1. So toll, Eure Tournée mit all den Konzerten, Kontakten, kulturellen und musikalischen Austauschen! Richtig spannend, Euch mitzuverfolgen!

    AntwortenLöschen